Engadin (GR): Briefe werden mit umweltfreundlichem E-LKW ausgeliefert

Zusammen mit dem Energieversorger Repower setzte das Bündner Unternehmen Hunger Transporte in einem Pilotprojekt die Idee um, einen elektrischen Lastwagen für eine bereits genutzte Briefauslieferungsstrecke einzusetzen. Die 680-kW-Fahrzeugbatterie, mit der sich rund 500 km zurücklegen lassen, dient Repower nebenbei auch der Zwischenspeicherung von Energie während des Parkens des LKW.

Der Unternehmensinhaber der Hunger Transporte AG, Hans-Jakob Hunger, zeigt sich begeistert von der leistungsstarken und umweltfreundlichen Technologie des neu eingesetzten Elektro-LKW der Firma Futuricum. Mit einer Batterieladung, die in etwa 225‘000 AA-Batterien entspricht, lässt sich das bisher mit einem Dieselfahrzeug belieferte Postgebiet des Engaldins anfahren. Die Erfahrungen, so betont Hans-Jakob Hunger, seien bisher gut.

Gegen 23:30 Uhr startet die LKW-Fahrt von Lanquart aus zum Briefzentrum in Zürich Mülligen. Gegen 2 Uhr nachts geht es nach dem Verladen der Post über Davos und den Tunnel beim Autoverlad Vereina weiter nach Zernez. Danach wird Scuol angefahren, bevor die Fahrt gegen 10 Uhr morgens wieder in Lanquart endet. Die ganze Fahrt kann dabei mit nur einer Batterieladung beschritten werden. Die verbaute Batterie wurde vom Energieunternehmen Repower vorfinanziert.

E-LKW ist umweltfreundlich

«Dank unserem batteriebetriebenen LKW sind wir nicht nur CO2-neutral unterwegs, sondern können auch die Lärmimmissionen stark reduzieren und wir haben erst noch die Gelegenheit, mit zukunftsgerichteten Technologien zu arbeiten», so Hans-Jakob Hunger. Auch der Auftraggeber, die Post CH AG, betont den Nachhaltigkeitsaspekt der neuen Zusammenarbeit. Ziel sei es, «Emissionen schrittweise zu reduzieren», weshalb sie gemeinsam mit ihren Logistikpartnern durchgehend neue nachhaltige Lösungen entwickeln, erklärt Johannes Cramer, Leiter Logistik-Services und Mitglied der Konzernleitung.

Positive Auswirkungen auf die Netzstabilität von wissenschaftlichem Interesse

Bisher wird der eingesetzte E-LKW tagsüber im Repower-Netz aufgeladen, so können Stromspitzen ausgeglichen werden. Es soll jedoch zukünftig möglich sein, den LKW an einer großen Photovoltaikanlage anzuschließen und die Batterie so mit Sonnenenergie zu speisen. René Burkhard, Leiter Markt Schweiz bei der Repower AG, möchte das Projekt wissenschaftlich begleiten lassen: «Für die Energiezukunft ist zentral, dass der Strom möglichst dort verbraucht oder gespeichert wird, wo er entsteht. So kann das Stromnetz entlastet werden. Das Pilotprojekt mit diesen E-Lastwagen ist ideal, um wertvolle Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln.» Es soll untersucht werden, wie Fahrzeugbatterien sich im energiewirtschaftlichen Umfeld verhalten, da die steigende Nutzung batteriebetriebener Fahrzeuge hohe Anforderungen an das Verteilnetz mit sich bringt. Es ist daher denkbar, die Fahrzeugbatterien als Zwischenspeicher zu nutzen.

Hans-Jakob Hunger will Fuhrpark elektronisch aufstocken

Hans-Jacob Hunger erwähnte gegenüber LKW-News, dass er plant, seinen derzeitigen Fuhrpark um mehrere elektrische LKWs zu erweitern. Dies ist nicht nur mit Blick auf die Umwelt ein lohnenswertes Ziel, sondern auch in Hinsicht auf die lockenden Regelungen zur leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA), von der LKWs mit elektrischem Antrieb ausgeschlossen sind. Ausgaben, die derzeit bei diesel- oder benzinbetriebenen LKWs mit einem Gesamtgewicht ab 3,5 Tonnen entrichtet werden müssen, fallen somit weg. Die Anschaffung eines elektrischen Lastkraftwagens bringt mit um die 600’000 Franken und somit dem vier- bis fünffachen Preis eines nichtelektrischen LKW zwar einen erheblichen finanziellen Aufwand mit sich, sodass ein solcher sich erst ab ca. sechs Jahren rentiert, doch bietet der Wegfall der Mautgebühren innerhalb der Schweiz einen erheblichen Anreiz, in einen E-LKW zu investieren.

Bild: Hans-Jacob Hunger – Hunger Transporte AG