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Conference Days: Wichtige Kernfragen im Fokus – Diskussionsrunde

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Abschlusspodium der Conference Days 2022 (v.l.): Gunnar Knüpffer, Nadine Bradl, Gregor Soller und Rainer Langhammer diskutierten über drei während des Events geäußerte Thesen.

Die diesjährigen Conference Days fanden vom 21. März bis zum 01. April statt und waren online zu verfolgen. Bei der Abschlussveranstaltung diskutierten Rainer Langhammer, Geschäftsführer des HUSS-VERLAGs, mit dem Chefredakteur von Vision Mobility, Gregor Soller, der stellvertretenden Chefredakteurin der Zeitung Transport, Nadine Bradl, und LOGISTIK HEUTE-Redakteur Gunnar Knüpffer über die Kernthesen, die die Conference Days bestimmten.

In über fünfzig Sessionen auf drei Bühnen wurde innerhalb von zehn Tagen eine bunte Themenvielfalt auf den Tisch gebracht. Auf der Abschlussdiskussion sollten drei Kernbereiche noch einmal auf den Punkt gebracht werden. Die erste Frage lautete hier:

«Back to the Roots? Kommt die Produktion zurück nach Europa?»

Während der Coronapandemie sei in der Hinsicht nichts zu spüren gewesen, doch nun zeichne sich ein Trend ab. Mittelfristig, so Gunnar Knüpffer, könne das also passieren. Nichtsdestotrotz sei der Druck auf die Lieferketten derzeit groß. Es nannte den Lockdown in Shanghai, aber auch den Ukraine-Krieg als Beispiel, durch den «Handel und Transport nach Russland weitgehend ausgesetzt sind».

Ein derzeit großes Thema sind die Energielieferungen aus Russland. Mittelfristig werde vermutlich eine Verlagerung der Produktion nach Europa erfolgen. Der Chiphersteller Intel sei beispielsweise mit Planungen eines Werks in Deutschland beschäftigt. Auch Teslas Giga-Factory bei Berlin ist als Beispiel für diese These genannt worden. Knüpffer erwartet wegen der wünschenswerten Unabhängigkeit von der russischen Gas- und Ölversorgung Investitionen in die deutsche Energieerzeugung.
Weiter ging es mit der zweiten Kernfrage:

«EU-Mobilitätspaket: Bleiben deutsche Berufskraftfahrer auf der Strecke?»

Nadine Brandl befindet: «Ja.» Damit LKW-Fahrer nicht gezwungen sind, ihre Pausen im Fahrzeug zu verbringen, fehle es an Alternativen. Sie nennt eine zu geringe Anzahl von Pensionen in Autobahnnähe und das Nichtvorhandensein geeigneter Parkplätze. Allerdings würden viele Unternehmer über schöne und neue LKW verfügen. «In denen fühlen sie sich vielleicht wohl. Vielleicht wohler als in günstigen Pensionen … Aber jetzt dürfen sie in ihrem Wohnzimmer nicht mehr bleiben.»

Nadine Brandl, stellvertretenden Chefredakteurin Zeitung Transport:

«Die Fahrer dürfen ihre Pausen nicht mehr im Lkw verbringen. Es fehlt aber eindeutig an Alternativen.»

Das primäre Ziel des EU-Mobilitätspakets wurde klar nicht erreicht: ausländische LKW-Fahrer vor Ausbeutung zu schützen. Kontrollen und Sanktionen fehlen an dieser Stelle. Dennoch sei mit der Zustimmung schon viel erreicht, jetzt müsse die Umsetzung folgen und es müsse sich in der Praxis bewähren. Das bedeute zum Beispiel die Erschaffung einer Infrastruktur, in der sich Fahrer wohlfühlen können, wenn sie längere Strecken zurücklegen. Das inkludiere saubere und sichere Stellplätze mit Toiletten und Sanitärräumen. Die Erwähnung der neuen schönen LKW nahm Gregor Soller zum Anlass, die dritte Kernfrage zu formulieren:

«Elektromobilitätsschub durch Energiepreis-Explosion: Warum wird eigentlich der Ökostrom auch teurer?»

Der Handel über die Strombörsen sorge dafür, so Gregor Soller, dass die Energie im Generellen teurer wird, sobald entweder Öl-, Gas- oder Kohlepreise steigen. Er erklärt, dass diese Preise hingenommen werden müssen, solange wir Energie aus Russland beziehen. Im Umkehrschluss bedeutet das auch: «Wenn wir uns entkuppeln, dann müssen wir die hohen Preise nicht mehr hinnehmen.» Den Weg dahin sehe er im Ausbau der regenerativen Energien, was allerdings noch dauern könnte. Bis dahin würden die Preise weiter getrieben werden. «Und bei Lieferketten stehen wie erst am Anfang der Probleme.»

Gregor Soller, Chefredakteur Vision Mobility:

«Wenn wir uns entkoppeln, dann müssen wir die hohen Preise nicht mehr hinnehmen.»

Unternehmen könnten die unkalkulierbaren Preise kaum ich ihre Verträge einspeisen, daher fordert Brandl «ganz dringend» eine Übergangshilfe für diese Branche, ähnlich der, die Gastwirte in der Coronapandemie bekommen haben.

Davon ab lobte Knüpffer die Entwickler von Logistikimmobilien, die Vorreiter der Nachhaltigkeit und Ökologie seien. «Für sie sind Solarzellen Pflicht. Sie denken an soziale Aspekte und setzen auf erneuerbare Energien.» Brandl gab die Worte des Spediteurs Joachim Fehrenkötter wieder: «Wir brauchen zwar Unterstützung, aber wir stehen nicht vor der ersten Krise. Wir haben auch schon welche gemeistert und wir werden auch diese Krise meistern.»

Soller schloss die Diskussionsrunde mit dem Statement: «Wir sind auf einem guten Weg, müssen unabhängiger werden, auch von fossiler Energie, und wir treiben die Digitalisierung voran.»

Bezugsquelle: Logistik Heute
Foto: HUSS-Verlag

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