Unscheinbar und doch zentral: Die Filiale mit Partner im Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil

Wer an das Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) in Nottwil denkt, denkt sicher nicht zuerst an die Post. Und doch betreibt die Spezialklinik für Querschnitt-, Rücken- und Beatmungsmedizin seit 2010 eine eigene Postfiliale. Somit führt sie eine der ältesten, aber wohl auch eine der unauffälligsten Postagenturen. Denn diesen Service bietet das SPZ in erster Linie für seine Patient*innen sowie für seine Mitarbeitenden.

Bereits als ich mich für den Besuch des Paraplegiker-Zentrums in Nottwil vorbereitet habe, habe ich mich darauf eingestellt, dass mein Zielort besonders ist. Ich realisiere es erst recht, als ich im Parkhaus einen Parkplatz suche, der nicht für Menschen im Rollstuhl vorgesehen ist. Als Person ohne besondere Anforderungen bin ich plötzlich in der Minderheit und ich muss einen Perspektivenwechsel einnehmen.

Im SPZ bestimmt der Rollstuhl den Alltag
Die Patient*innen im SPZ sind überwiegend Para- oder Tetraplegiker*innen, die wegen Lähmungen auf den Rollstuhl angewiesen sind. Sie absolvieren ein strenges Tagesprogramm. «Jede und jeder, die oder der hier nach einem schweren Autounfall oder wegen einer Krankheit mit Lähmungserscheinungen hinkommt, hat denselben Wunsch: Sie möchten alle aufrecht und auf zwei Beinen wieder nachhause gehen können», sagt mir auf dem Rundgang durchs Hauptgebäude Dirk Steglich, Leiter Empfang und Anlässe des SPZ. Dafür arbeiten die Patient*innen hart. Von der Haupthalle aus sieht man durch grosse Fensterfronten in die Turnhallen, wo bereits am frühen Morgen einige Patient*innen am Trainieren sind. Sie trainieren an speziellen Geräten, kommen beim Badmintontraining im Rollstuhl ausser Atem oder erfreuen sich in den Gängen auf der Etage, dass sie mithilfe eines Exoskelettes wieder einige Schritte machen können.

Alle Dienstleistungen im SPZ sind auf Menschen im Rollstuhl ausgerichtet
Von unserem kleinen Rundgang zurück, nehmen wir an einem Tisch im Eingangsbereich des Hauptgebäudes Platz. «Unsere Patient*innen sollen lernen, ihren Alltag wieder selbst bewältigen zu können», führt Dirk Steglich in unserem Gespräch fort. Um sie bei diesem Prozess zu unterstützen, sind auf dem ganzen Gelände die Dienstleistungen und Services wie die Apotheke oder der Coiffeur der Schweizer Paraplegiker-Stiftung speziell für Menschen im Rollstuhl ausgerichtet. So auch die hauseigene Post.

Eine Postagentur in der Schaltzentrale des SPZ
Die Filiale mit Partner befindet sich zentral und doch unscheinbar am Empfang in der grossen Eingangshalle des Hauptgebäudes des SPZ. Egal welches Anliegen man hat: Am Empfang wird einem geholfen. «Wir sind Informationsschalter, Telefonzentrale, Abgabestelle für Schlüssel und Badges etc. und eben auch die Post», beschreibt Dirk Steglich den Empfang, den er seit fast sechs Jahren leitet. Nur ein kleines Schild weist darauf hin, dass hier Kund*innen auch Postdienstleistungen beziehen können. «Unsere Kundschaft besteht zu über 80 Prozent aus Patient*innen oder Mitarbeitenden», sagt Dirk Steglich.

Das SPZ betreibt eine der ältesten Filialen mit Partner der Post
Das SPZ betreibt die Postagentur seit 2010. Damit ist sie eine der ältesten Filialen mit Partner der Post, die es in der Schweiz gibt. «Viele Mitarbeitende kommen in ihren Pausen vorbei, um Briefe oder Pakete aufzugeben, weil sie wegen ihren Früh- oder Spätschichten sonst kaum Gelegenheit haben, auf eine Post zu gehen», erklärt er weiter. Dass vor allem Mitarbeitende diesen Service in den Pausen rege nutzen, erkennt man unschwer an den Schlangen, die sich punktuell vor dem Empfang bilden. Trotzdem meint Dirk Steglich: «Wir sind wohl nicht die umsatzstärkste Postagentur, die es gibt. Aber für uns steht der Service für unsere Patient*innen sowie die Mitarbeitenden im Vordergrund.» Auch der Post ist es mit Blick auf die soziale und gesellschaftliche Verantwortung wichtig, diese Filiale mit Partner zu betreiben. Damit hilft auch sie den Menschen im Rollstuhl zu lernen, den Alltag wieder selbst bewältigen zu können.

Mittlerweile ist es Mittag geworden. Mitarbeitende des SPZ stehen am Empfang wieder mit Briefen und Paketen Schlange, bevor sie im Personalrestaurant etwas essen gehen. Ich verabschiede mich von Dirk Steglich, der mir das SPZ und seine Postagentur vorstellte. Ich gehe mit Dankbarkeit und enormem Respekt zurück ins Parkhaus, wo ich an der barrierefreien Kasse mein Parkticket bezahle. Dankbar dafür, dass ich das SPZ aufrecht auf meinen beiden Beinen verlassen darf. Und mit Respekt gegenüber den Patient*innen, die täglich harte Arbeit leisten, um möglichst wieder ein selbständiges Leben zu führen.

Quelle:
Medienmitteilung – Post CH